Wenn ja, haben Sie als Verkäufer einer Liegenschaft ein Problem. Warum das mehr als nur eine Behauptung ist, möchte ich Ihnen kurz darlegen.
Es lohnt sich, der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen, da ein von vielen Leuten und Fachleuten immer sehr schnell zur Hand genommener Ausdruck im Verkaufsprozess von Liegenschaften “Schätzungen” (in der Schweiz oft auch “Schatzungen” genannt) sind. Solche Expertisen kosten meistens viel Geld und haben ebenso oft einen zweifelhaften Wert. Entweder muss diese Schätzung von jemandem bezahlt werden, oder sie ist wirklich nichts wert. Oder beides.
Warum? Schätzungen sind zwei Sachen: ein Gefühl und eine Zahl. Ein Gefühl kann gut oder schlecht sein, eine Zahl kann richtig oder falsch sein. Meistens ist sie falsch., Denn Schätzungen werden vernünftigerweise von Personen erstellt, welche die Liegenschaft im Normallfall nicht kaufen wollen. Schätzer machen somit eine Prognose eines Preises anhand von Quellen, die oft dubioser nicht sein können. Weiter wagen Schätzer, die zukünftige Zahlungsbereitschaft eines Käufers zu kennen.
Das ist schon allerhand, wenn man es rational betrachtet! Wer kann solche Behauptungen aufstellen? Im besten Fall eine Person, die den Käufer schon kennt. Dann hätte man aber keinen Wettbewerb um den besten Verkaufspreis und der Schätzer wäre entlarvt.
Die klugen Leser dieses Blogs merken sich darum:
- wer Schätzungen macht, sitzt im Glashaus und sollte konsequenterweise gratis arbeiten. Das wird von Immobilienvermittlern sogar gemacht, um an Aufträge zu kommen. Allerdings übernimmt keiner dieser Vermittler irgendwelche Verantwortung für den Preis.
- Verkäufer von Liegenschaften sollten darum prüfen, wem Sie eine Schätzung in Auftrag geben. Oder es ganz unterlassen, wenn sie Geld sparen möchten, denn eine Schätzung kann sehr einfach widerlegt werden – mit einer Gegenschätzung. Dann verdient ein zweiter Schätzer auch noch Geld.
- Käufer möchten natürlich auch wissen, ob der Preis, den sie bezahlen, korrekt ist. Dafür brauchen sie aber auch keine Schätzung, sondern einen Blick auf die eigene Portokasse, um das Objekt der käuflichen Begierde zu erwerben.
Als Hausauktionator verspreche ich nichts, was ich nicht halten kann. Wenn ich einen Preis versprechen würde, müsste ich das Haus in der Konsequenz auch zu diesem Preis kaufen. Ich suche aber zuerst Aufträge, lasse mich im Voraus bezahlen, damit ich später in Ruhe und diskret Interessenten suchen kann und diese motiviere, den Höchstpreis zu zahlen, den sie selbstverständlich selber bestimmen dürfen – im Wissen, dass es noch andere Bieter haben wird, was wiederum nur der Auktionator und allenfalls die Verkäuferschaft wissen.
Der Kreis wäre geschlossen, wenn der Käufer auch gleich der Schätzer ist – wie es auch sein soll.